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Helvetia, verzweifelt gesucht – Askforce-Selection #28

Mit Bezug auf die «Hauptstadt» stellt Maya eine irrwitzige Frage zur Helvetia, die in Bern auf dem Denkmal steht. Die Askforce findet heraus: Es gibt in der Schweiz vier menschliche Wesen, die Helvetia heissen. Was für eine Welt!

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Der fragende Denkzustand der Askforce, wie ihn die Illustratorin Pia Zibulski sieht. (Bild: Pia Zibulski)

«Können Sie bitte das Helvetiadenkmal deklinieren?» Das fragt recht fordernd Frau Maya aus Bern. Sie glaubt sich nämlich zu erinnern, die Askforce habe vor einiger Zeit in einem Interview mit einem flotten Berner Onlinemedium beteuert, das Schlendern über den Helvetiaplatz vor Berns Historischem Museum könne einen luziden Fragemodus auslösen. «Darum meine Frage!», fügt Frau Maya sec an. Wir kommen dem klaren Wunsch gerne nach, ebenfalls eher sec:

Kasus

Singular

Plural

Nominativ

Das Helvetiadenkmal

Die Helvetiadenkmäler

Genitiv

Des Helvetiadenkmals

Der Helvetiadenkmäler

Dativ

Dem Helvetiadenkmal

Den Helvetiadenkmälern

Akkusativ

Das Helvetiadenkmal

Die Helvetiadenkmäler

Fertig dekliniert! Wir fürchten freilich, diese Antwort stelle Frau Maya nicht wirklich zufrieden. Wir sind sogar unsicher, ob sie tatsächlich «deklinieren!» fordern wollte. Meinte sie vielleicht derangieren oder dekantieren? 

Askforce bedient Hauptstädter*innen

Die fragende Maya im Beitrag von heute hat es vorgemacht. Die Askforce nennt sich selber «Berns bewährte Fachinstanz für alles, die Antworten auf Fragen liefert, die viele nicht zu stellen wagen». Mit anderen Worten: Keine Frage ist zu abwegig. Das ist eine Aufforderung an alle Hauptstädter*innen: Deckt die Askforce mit euren lebenswichtigen Fragen ein – an diese Adresse: [email protected].

Über 20 Jahre lang erschien die Askforce wöchentlich im Bund und erarbeitete sich den Ruf, die schrägste Kolumne der Schweiz zu sein. Als Bund und BZ im Herbst 2021 fusionierten, verschwand die Askforce aus dem Traditionsblatt, verewigte sich in einem Buch und tauchte als Startup Anfang 2022 wieder auf.

Wir versuchen es mit dem Dekantieren. Wenn wir also das Helvetiadenkmal sorgfältig beugen – beugen! Synonym für deklinieren! – und alles Überflüssige abgiessen, erhalten wir als Dekantat ein Sediment aus zwei verschiedenen Stoffen: 1 Denkmal + 1 Helvetia. Nehmen wir nun das Helvetia-Sediment unter die Lupe, so fällt auf, wie flüchtig es sich im Gegensatz zum Denkmal-Sediment verhält: Zunächst scheint es so, als ob Helvetia ein neulateinischer, keltisch angehauchter Vorname wäre. Aber absolut zeitgleich wird klar, dass es sich nicht wirklich um einen Vornamen handeln kann, denn Helvetia heissen mag niemand.

Der Beleg: Die Vornamenstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) weist aktuell 77'700 Marias, 40'300 Annas und 34'800 Sandras aus. Der Vorname Helvetia verblasst völlig fern von diesem Spitzentrio auf der Tabellenposition Nr. 51'171. In der Schweiz tragen gemäss BFS insgesamt vier menschliche Wesen den Vornamen Helvetia, also gleich viele wie heute Nothburga, Uemmühan und Xhylfidane gerufen werden.

Ein die Nation prägender Vorname. Und niemand will ihn tragen. Das ist ein spannender Aspekt schweizerischer Gegenwart und zwingt zu Vorsicht. Angemessen vorsichtig agierten politisch aktive Frauen 2018, als sie die Aktion «Helvetia ruft!» ins Leben riefen. Es reagierten Zehntausende, die den Ruf des fluiden Wesens gehört haben wollten. Hätte die Aktion «Ruft Helvetia!» geheissen, ja, dann wären – falls der Ruf alle erreicht hätte – maximal deren vier aufgetaucht.

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