«Das Dessert bleibt in Erinnerung»
Fotoporträt #13: Ariane Joye hat sich mit Schokolade selbständig gemacht. Jetzt stehen zum ersten Mal die Osterhasen an.
«Als Köchin in der gehobenen Gastronomie wollte ich mich irgendwann spezialisieren, weil der Job so vielschichtig ist. Mit 23 Jahren unternahm ich eine Reise, und als ich heimkam, wusste ich, worin ich Expertin werden wollte. Ich bildete mich mit einer zweiten Lehre zur Confiseurin aus. Und da blieb ich dann bei der Schokolade hängen.
Schokolade ist eine spannende Materie. Ich kann ein feines Praliné mit tollen Ingredienzen erschaffen, aber auch eine Skulptur. Und der Geschmack von Schokolade ist sehr vielfältig. Er hängt stark davon ab, woher der Kakao kommt. Das ist wie beim Kaffee oder beim Wein. Das fasziniert mich.
In einer Chocolaterie zu arbeiten, bedeutet extremen Stress rund um die Feiertage: Weihnachten und Ostern sind Hochsaison. Mit zwei kleinen Kindern wurde mir das zu viel. Ich wechselte in eine Tagesschule. Dort kochte ich. Aber nach nur einem halben Jahr vermisste ich das Süsse.
Also gründete ich 2021 das «Atelier Joye». Ich leitete drei- bis viermal pro Jahr Confiserie- und Patisserie-Workshops für Erwachsene und Kinder. An Samstagen, wenn es die Familienarbeit erlaubte, produzierte ich Schoggiplättli, die ich direkt oder über verschiedene Geschäfte verkaufte.
Seit letztem Herbst setze ich voll auf mein Atelier. Ich verkaufe Schokoladenprodukte wie Tafeln, Riegel und Lollis bei mir im Atelier oder in Läden in und um Bern. Alle meine Produkte sind bio. Ich lege viel Wert darauf, woher meine Zutaten stammen. Auch die Verpackungen liess ich möglichst nachhaltig entwickeln. Daneben leite ich Workshops und Teamevents. Ich liebe es, alle drei Tätigkeiten kombinieren zu dürfen. Gerade steht das Produzieren im Vordergrund, denn Ostern steht vor der Tür.
«Es war schwierig abzuschätzen, wie viele Hasen und Eier ich verkaufen würde. Deshalb bin ich immer noch fleissig am Hasen giessen und Schoko-Eier füllen. Am Ostersonntag werde ich auf Bestellung auch Osternester ausliefern, man kann so jemanden überraschen. Ich habe mir dafür sogar ein Hasenkostüm und ein Cargo-Velo besorgt.
Das ganze Jahr über nur Osterhasen giessen, das wäre mir zu langweilig. Aber es ist eine saisonale Freude: Vollgas bis zum Feiertag, dann verräumt man die Formen und sieht sie ein Jahr lang nicht. Und wenn man sie dann wieder hervorholt, freut man sich.
Desserts zu kreieren ist eine vorzügliche Tätigkeit. Es löst bei allen glänzende Äuglein aus, nicht? Und bei einem feinen Essen kommt das Dessert immer am Schluss. Deshalb ist es sehr wichtig: Mit dem Dessert gehst du heim. Das Essen kann noch so toll gewesen sein, wenn das Dessert nicht schmeckte, bist du am Schluss enttäuscht. Es ist, was hängen bleibt.»