Bern in Bildern
Die Fotos von «Hauptstadt»-Fotografin Danielle Liniger haben den «Hauptstadt»-Brief durch den März begleitet. Zum Abschluss erzählt sie, worauf sie ihren Fokus legte – und wir zeigen die ganze Bilderserie.
«Der rote Faden meiner Bilderserie ist Bern West. Die Fotos leben von den Stimmungen und Details. Ich habe sie mit einer analogen Hasselblad-Kamera aufgenommen. Weil es keinen Belichtungsmesser in der Kamera gibt, ist die Arbeitsweise automatisch sehr langsam. Das heisst, ich muss zuerst die Lichtstärke messen, danach stelle ich die Kamera ein. Zusätzlich erschwert wird der Prozess, weil man oben durch ein Loch schaut und alles seitenverkehrt sieht. Das braucht Übung und Zeit. Ich liebe diese Vorgehensweise. Man überlegt sich viel mehr, welches Bild man schiesst.
Tendenziell laufe ich mit einem offenen Blick durchs Leben. Mir fallen immer verschiedene Sachen sofort auf, seien es Lichtstimmungen, Farbkombinationen oder spezielle Menschen, Sachen und Orte. Es kommt auch vor, dass eine Situation beim Betrachten schöner ist als auf der Aufnahme. Das finde ich ein faszinierendes Phänomen.
Manchmal schliesse ich bewusst die Augen, wenn ich durch die Stadt gehe, da ich mich in den Momenten verliere und mir das viel Energie nimmt. In der Natur verhält es sich anders, da tanke ich beim Eintauchen in den Moment auf.
Bei dieser Serie gefällt mir das Bild an der Schlossstrasse mit den hintereinander gereihten Stühlen sehr gut. Es versetzt mich in meine Kindheit zurück, als wir mit den Gegenständen, die vor Ort waren, etwas erfanden. Ein zeitloser Moment. Die Morgenstunde im Weyerli ist auch ein Favorit von mir, da ich diese Stunde in den Sommermonaten liebe und ich sie auf diesem Bild sehr fest spüre.
Das Bild mit dem älteren Herrn an der Chilbi hat eine spezielle Geschichte. Ich sah diesen Mann an der Chilbi, mit seinem Anzug und dem Fächer und wusste, diesen Mann muss ich auf einem Bild haben. Er willigte sofort ein. Als ich das erste Bild von ihm geschossen hatte, ging ich weiter und machte ein paar weitere Aufnahmen. Etwas später bemerkte ich, dass der Film nicht richtig eingespult war und ich gar keine Bilder gemacht hatte. Nun irrte ich auf der Chilbi umher, bis ich den Mann wieder fand und ihn fragte, ob ich nochmals ein Bild machen könne. Er sagte zum Glück wieder zu.»