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Auswahl – «Hauptstadt»-Brief #296

Donnerstag, 21. März 2024 – die Themen: Wahllisten; Literatur; Filmpreis; Klumpenrisiko; Bernmobil; Eishockey; Fussball; Erdogan-Plakat; Tanzchefin.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Die Liste «Gemeinsam für Bern» der Mitte-Rechts-Parteien für die Wahlen in die Stadtregierung im November ist komplett. Gestern Abend nominierte die EVP Stadträtin Bettina Jans-Troxler als Gemeinderatskandidatin. Sie wird neben Melanie Mettler (GLP), Florence Pärli (FDP), Béatrice Wertli (Mitte) und Janosch Weyermann (SVP) antreten.

«Es ist uns ein Anliegen, dass die Politik in der Stadt Bern wieder ausgewogener wird», sagte Jans gestern zur «Hauptstadt». Darum habe sich die EVP durchgerungen, mit den rechten Parteien auf einer Liste zu kandidieren. Derzeit komme die Mitte-Politik aufgrund der Dominanz der Linken in der Regierung «leider nicht zum Zug».

Auch die Liste des Regierungsbündnisses Rot-Grün-Mitte (RGM) steht bald fest. Nächsten Montag bestimmt die SP an einer Parteiversammlung ihre Kandidat*innen. Wer nominiert wird, ist jedoch schon klar. Für die zwei Listenplätze stellen sich lediglich die bisherige Gemeinderätin Marieke Kruit und Nationalrat Matthias Aebischer zur Verfügung.

Die SP debattiert an ihrer Versammlung aber nicht nur über Köpfe, sondern auch über Wahlkampf-Massnahmen. Zwei Volksinitiativen sollen dem RGM-Bündnis in der Kampagne helfen, die Regierungsmehrheit zu sichern. Einerseits eine von der SP erarbeitete Initiative für einen Mindestlohn von 23,80 Franken pro Stunde für alle Arbeitnehmer*innen, welche auf dem Gebiet der Stadt Bern tätig sind. Andererseits lanciert das Grüne Bündnis eine Initiative zur Finanzierung von Klimaschutzmassnahmen. Die SP diskutiert am Montag, ob sie dieses Begehren unterstützen wird.

Durch die Konkurrenz zwei grosser Listen wird der Berner Wahlkampf aussergewöhnlich spannend  und intensiv. Um ihn leichter verständlich zu machen, begleitet ihn die «Hauptstadt» mit dem Podcast «Im Hinterzimmer». In der ersten Folge berichtete mein Kollege Jürg Steiner über die ungemütliche Position des Stadtpräsidenten. In der zweiten Ausgabe spreche ich mit Kollegin Lucia Vasella darüber, wer bei den Verhandlungen zu den Listen im Hintergrund und mit welchen Hintergedanken die Fäden geführt hat. Zudem analysieren wir, wer gute Chancen auf einen Sitz hat und erklären, warum eine Frauenmehrheit in der neuen Regierung fast sicher ist.

Io, lässt ihre Gedanken mit dem Rauch aus dem Fenster ziehen.
Io lässt ihre Gedanken mit dem Rauch aus dem Fenster ziehen.. (Bild: Malika Talha)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Aare: In der neuen Literatur-Kolumne der «Hauptstadt» bricht Autorin Selma Imhof auf ins Quellgebiet der Aare. Und fragt sich, was sein wird, wenn die Gletscher verschwinden. Mit dem Fluss wird sie sich auch in den weiteren Folgen der Kolumne beschäftigen. Die Aare bedeutet ihr sehr viel, sagt Imhof im Gespräch mit meinem Kollegen Jürg Steiner. Als sie nicht in der Schweiz gelebt habe, sei die Aare für sie ein Sehnsuchtsort gewesen, den sie von Weitem anschrieb.
  • Filmpreis: Die Künstlerin Jackie Brutsche hat einen Film über ihre Mutter gemacht, die Suizid beging. «Las Toreras» könnte diese Woche den Schweizer Filmpreis bekommen. Im Artikel meiner Kollegin Marina Bolzli erklärt Brutsche, es sei ihr darum gegangen, ihren positiven Umgang mit einer schmerzlichen Geschichte erlebbar zu machen. Der Suizid ihrer Mutter war in Brutsches Familie dreissig Jahre lang ein Tabu. Erstaunlicherweise sei es dann aber gar kein Problem gewesen, die Familienangehörigen davon zu überzeugen, darüber vor der Kamera zu reden.
  • Klumpenrisiko: Zur Gemeindepräsidiumswahl im Juni in Muri-Gümligen will die Mitte-Partei Forum nicht antreten. Gemeinderätin Gabriele Siegenthaler Muinde, die im Herbst 2022 in einer Ersatzwahl gegen den nun amtierenden FDP-Gemeindepräsidenten Stephan Lack unterlag, verzichtet auf eine Kandidatur. Siegenthalers Partei will aber das 100-Prozent-Pensum des Gemeindepräsidenten grundsätzlich in Frage stellen. Das Forum ortet darin laut einer Mitteilung ein «Klumpenrisiko, das einer effizienten und effektiven Geschäftsleitung auf Stufe Verwaltung im Wege steht». Herausgefordert wird Lack im Juni aber dennoch: Für die SP kandidiert der Berufs-Fussballschiedsrichter Jan Köbeli. 
  • Bernmobil: Der Gemeinderat hat laut einer Medienmitteilung den ehemaligen FDP-Stadtrat Bernhard Eicher in den Verwaltungsrat der städtischen Verkehrsbetriebe Bernmobil gewählt. Eicher ist seit 2022 Standortleiter Bern der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner. Er ersetzt den Alt-FDP-Grossrat Christoph Erb.
  • Eishockey: Die SC Bern Frauen verloren gestern Abend gegen die ZSC Lions Frauen 1:2. Nach drei Partien im Playoff-Final steht es somit 2:1 für den ZSC. Gewinnen die Zürcherinnen das nächste Spiel, gewinnen sie den Schweizermeisterinnen-Titel. Das gestrige Spiel war temporeich und zu grossen Teilen ausgeglichen. 645 Zuschauer*innen besuchten den Match in der Postfinance Arena.
  • Fussball: Die YB-Frauen gewannen gestern im Cup-Halbfinal gegen den FC Basel mit 3:2. Im Cup-Finalspiel treffen die Bernerinnen am Samstag, 20. April, im Zürcher Letzigrund auf Servette FC Chênois Féminin.
  • Erdogan-Plakat: Im Jahr 2017 hat an einer Demonstration in Bern ein zweifelhaftes Plakat zum türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan international für Aufruhr gesorgt. Nun wurden die Urheber des Transparentes mit dem Slogan «Kill Erdogan with his own weapons!» vom Obergericht laut einem Bericht von Bund/BZ zu Geldstrafen zwischen 16 und 45 Tagessätzen verurteilt. Da neben dem Slogan auch eine Pistole abgebildet war, die auf Erdogans Konterfei gerichtet war, erachtet das Gericht das Plakat «als die klare und unmissverständliche Aufforderung zur Tötung des türkischen Staatsoberhauptes». Das Regionalgericht hatte 2022 bei seinen Freisprüchen die Meinungsäusserungsfreiheit höher gewichtet. 
  • Tanzchefin: Bühnen Bern und ihre ehemalige Tanzchefin Estefania Miranda ziehen offiziell einen Schlussstrich unter ihren Streit. Sie haben das Engagement Mirandas als kuratierende Beraterin und Chefchoreografin «im gegenseitigen Einvernehmen beendet». Das teilten Bühnen Bern am Mittwoch mit. Sämtliche Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellten, seien beigelegt worden. Weitere Choreografien Mirandas bei Bühnen Bern werde es nicht geben. Miranda leitete ab 2013 die Ballett-Sparte in Bern. Zu Beginn der Spielzeit 2021/22 fiel sie aus und kündigte schliesslich ihr Engagement. Danach befand sie sich in einem Streit um ausstehende Gehälter.

PS: Die Flying Angels Bern betreiben Frisbeedie als Teamsport. Neu lancieren sie ein Training speziell für Menschen, die sich in einer psychisch schwierigen Lebenslage befinden. Diese Initiative findest du auf der «Hauptstadt»-Liste niederschwelliger Psychiatrieangebote, die wir laufend ergänzen. Diese Liste ist ein Community-Projekt: Wenn du von einem Angebot weisst, teile uns das per Mail ([email protected]) mit.  

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